Strahlende Gesichter ringsum und eitel Sonnenschein bei allen Beteiligten. Abpfiff 21:15 Uhr Gymnasiumhalle Münchberg. Was hatten die beiden Spitzenteams da eben aufs Parkett gezaubert? Klasse, absoluter Landesliga-Spitzenhandball, taktische Finessen, es war von allem reichlich dabei. Das waren auch die überwiegende Kommentare unter den fast 300 Besuchern, die etwas für Handball-Feinschmecker geboten bekamen. Der Dritte TV Münchberg gegen den noch unbezwungenen Bayernligaabsteiger Lohr.
Nein, es war nicht das Torfestival zweier Topangriffsreihen, die es nur so scheppern ließen. Die Begegnung stellte sich von Beginn an ganz anders auf. Das lag größtenteils an den Hausherren, die aber genau im Stile eines Rekordsturms loslegten. Nach knapp 5 Minuten stand es 4:1 für die von Trainer Christian Seiferth glänzend eingestellten Gastgeber. Einem so frühen 3-Tore-Rückstand hinterherlaufen, das kennen die Unterfranken in dieser Saison nicht.
Danach aber wurde es ganz schnell eine andere Partie, gekennzeichnet von überragenden Abwehrreihen, mit ebensolch spektakulären Torhüterleistungen auf beiden Seiten. Münchbergs Kreisläufer Stefan Müller kann ein Lied davon singen. Er bot in Angriff und Abwehr ein kämpferisch excellente Vorstellung. Dass er sich nur zweimal in die Trefferliste eintragen konnte, lag an einem Gästekeeper Tamas Szabo, der wie ein Hexer seinen Raum beherrschte. Wenn sich der Kreisläufer blitzschnell drehte und frei zum Wurf kam (auch die TVM-Außen musste dies zur Kenntnis nehmen), dann stand er meist wie eine Wand schon da.
Da wollten natürlich Cenk Uzun und Lukas Hurt, der mit einigen Glanztaten in Hälfte zwei maßgeblich am Punktgewinn beteiligt war, keinesfalls nachstehen. Das Konzept für die Restspielzeit stand. Abwehrarbeit in Perfektion, Stürmer zur Wirkungslosigkeit verurteilen. Aber da spielten die Angreifer nicht immer mit. Weder ein Vit Kalas auf TVM-Seite noch ein Lukas Horky bei den Gästen wird selbst bei fast fehlerlosen Abwehrverhalten komplett unter Kontrolle gestellt werden können.
Bedenkt man aber, dass gerade ein Kanonier wie Lukas Horky 3 seiner 5 Teffer in den letzten Spielminuten erzielte, dann muss der TVM-Abwehr ein Sonderlob attestiert werden. Horky, dessen Trefferquote pro Spiel sich meist im zweistelligen Bereich bewegt wurde nahezu komplett aus dem Spiel genommen. Und damit der Wirkungsradius des Gästeangriffes gewaltig eingeschränkt.
Es war eine TVM-Abwehrleistung, wie man sie in der gezeigten Form -zumal praktiziert gegen einen Spitzenreiter der Extraklasse- eigentlich noch nie gesehen hatte. Darauf beruhte im weiteren Spielverlauf auch die Hoffnung, in diesem Knallerderby nicht leer ausgehen zu müssen. Ständig knappe Spielstände nährten diesen Wunsch.
Doch nach Wiederanpfiff schien das Match aus Lohrer Sicht doch noch den gewohnten Verlauf zu nehmen. Mit der Eichhörnchentaktik schoben die Gäste Tor um Tor dazwischen und schienen beim 13:16 langsam den Hebel in Richtung Auswärtssieg umzulegen. Warum die Münchberger Handballer sich seit einigen Jahren im Spitzenquartett der Landesliga bewegen und auch jetzt wieder völlig berechtigt auf Rang drei stehen, zeigten sie in den Folgeminuten.
Mit einem Feuerwerk an Spielzügen und Torwürfen, drehten die Hausherren das Match, lagen erst mit einem 5:0-Lauf 18:16 und danach 19:18 vorne. Dann folgte eine Schlüsselszene. Der in der Abwehr hervorragende Lukas Kral ist eben ein mannschaftsdienlicher Spieler und suchte beim Konter seinen Nebenmann, anstatt einfach einmal egoistisch selber den kürzeren Weg zum Tor zu nehmen.
Die Quittung nach der vergebenen Gelegenheit war der eneute Ausgleich und der gelang den Gästen verdientermaßen nochmals nach der 21:20-Führrung des TVM in den Schlusssekunden. Wenn gerechte Ergebnisse überhaupt möglich sind, dann war und ist es dieses Unentschieden. Kein Team hatte eine Niederlage verdient, denn dafür waren die Leistungen auf beiden Seiten einfach zu gut.
Aus Münchberger Fan-Sicht nur schade, dass man bis zum nächsten Heimauftritt gegen den TSV Ismaning, mit hoffentlich dann wieder ähnlicher Leistung, sich bis zum 30. Januar 2016 gedulden muss.
TV Münchberg – TSV Lohr 21:21 (9:10)
TV Münchberg: Cenk Uzun, Hurt (Tor); Oberländer (3), Kalas (8/4), Polzer, Schrepfer, Krauß (3), Jan Lad (1), Müller (2), Baumgärtel (2), Kral, Mayer (1), Christoph Bär (1).
Schiedsrichter: Fass/Güßregen (Nürnberg); hielten ihre Linie und pfiffen ausgezeichnet, entgegen zahlreicher anderer Meinungen
Zuschauer: 280
Zeitstrafen: Münchberg 3; Lohr 4.
Spielfilm: 4:1, 5:3, 6:4, 6:6, 7:8, 8:10, 10:13, 13:16, 18:16, 18:19, 21:20, 21:21.