Erneut stark ersatzgeschwächt stemmten sich die Gastgeber dem souveränen Spitzenreiter der Landesliga/Nord gegenüber und lieferten über 53 Minuten dem kommenden Meister einen ganz großen Kampf. 22:23 stand es in der 53. Minute, als die Gastgeber zwar zahlenmäßig noch immer im Match waren, sich aber körperlich bereits seit Minuten total am Boden befanden. Erst als bei den Grün-Schwarzen gar nichts mehr ging, die Kondition nicht mehr reichte, die Kraft aufgebraucht war und auch die Köpfe das Spiel langsam abschenkten, zog die Übermannschaft aus Unterfranken ihre Siegesschleife über die Ziellinie.
Ihre treibenden Kräften, in Person des 9-fachen Torschützen Patrick Schneider, sowie den beiden je sieben Mal erfolgreichen Bence Borda´cs sowie Luis Franke hatte es die TGH letztlich zu verdanken, dass der mit erst 2 Minuspunkten belastete Spitzenreiter das Steuer noch herumriss. Münchberg versemmelte in der Schlussphase im Sekundentakt Chance um Chance und ermöglichte erst dadurch den Gästen einen klaren Erfolg, der dem Spielverlauf nach deutlich zu hoch ausfiel.
So standen die Gastgeber am Ende mit hängenden Köpfen und leeren Händen da. Erwartungsgemäß ja, dem Spielverlauf nach eher nein! Denn die Grün-Schwarzen, die erstmals wieder mit Jan Lad nach seiner 3-wöchigen Sperre aufliefen, fanden überraschend schnell ins Match. Kurze Abtastphase, schauen, wie sich der Gegner aufgestellt hat und dann antworten.
So hatte TVM-Trainer Frank Lichtinger seine Jungs eingeschworen, die die taktische Marschroute von Beginn an 1:1 umsetzten. Zudem wurde schon früh erkennbar, dass die Spitzenteams der Liga anscheinend wirklich nur mit dem Hilfsmittel Harz richtig guten Handball zelebrieren können. Auch Heidingsfeld machte hier keine Ausnahme und offenbarte schon in der Anfangsviertelstunde eine Ballunsicherheit, die man von diese Ausnahmetruppe eigentlich nicht kennt.
Hier steckt auch ein Stück Geheimnis in der Münchberger Heimstärke und dem Harzverbot in der Gymnasiumhalle. Für die Gegner immer gewöhnungsbedürftig. Und so konnten auch diesmal die torbringenden Momente die Hausherren schnell auf ihre Seite ziehen. So mancher neutraler Beobachter unter den knapp 200 Besuchern rieb sich verwundert die Augen, als er mit anssah, wie kaltschnäuzig und selbstsicher sich die Truppe von Trainer Lichtinger präsentierte.
Was vor allem auffiel, war die Konsequenz im Angriff, wo überlegt und ruhig agiert wurde. Daraus resultierten die Gelegenheiten, die Münchberg in der Anfangsviertelstunde schon fast traumwandlerisch sicher vollstreckte. So führte der TVM nach 10 Minuten überraschend klar mit 7:3 und hatte auch nach einer Viertelstunde mit 9:6 die Oberhand.
War aber jetzt dachte, dass Münchberg zu diesem Zeitspunkt sein Pulver bereits verschossen hatte, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Die Abwehr stand sicher, Torwart Lukas Hurt trug seinen Teil zum Gelingen bei, sodass nach 26 Minuten der Münchberger Vorsprung beim Stande von 12:8 sogar wieder auf 4 Tore anwuchs.
Dass dieser zu diesem Zeitpunkt nicht noch deutlicher war, hatte seine Gründe und diese lagen in der Phase bei eigener 9:7 und 10:8 Führung. Während dieses fast 5-minütigen torarmen Abschnitts ließ der TVM noch 4-5 Hochkaräter aus, die bei erfolgreichem Abschluss den Gästen wohl noch mehr Sorgenfalten auf die Stirn geschrieben hätten. Erst nach dem 12:8 kam Heidingsfeld in einer vogelwilden Schlussphase der ersten Hälfte auf 13:12 heran, ehe Jan Lad quasi mit der Pausensirene auf 14:12 stellte.
Da war sie, eine gewonnene Halbzeit gegen den Spitzenreiter und nächstjährigen Bayernligisten. Es war eine jener verlorenen Halbzeiten aus Heidingsfelder Sicht, die die Gäste in dieser Saison an einer Hand abzählen können.
Dass dieser 1/2-stündiger Glanzauftritt den Grün-Schwarzen Kraft gekostet hat, sollte sich gleich nach Wiederanpfiff zeigen. Gästetrainer Heiko Karrer hatte wohl seinem Team in der Halbzeitpause klar gemacht, dass mit einer Wiederholung des Spielverlaufes aus Hälfte eins in Münchberg nichts zu gewinnen sei. So drehten die Würzburger Vorortler mit einem Dreierpack den Spies und gingen in der 34. Minute erstmals in dieser Begegnung in Führung.
Zwar gelang es Petr Valenta mit dem 16:15 nochmals vorzulegen, doch ab dem 17:17 lief Münchberg der Musik hinterher. Zwar immer knapp, aber auch immer auf Augenhöhe. Die beiden Sturmreihen ließen in der Folge die eine oder andere Gelegenheit ungenutzt, doch glichen sich diese Fehlwürfe meist aus.
So blieb die Spannung hoch und die Hoffnung auf eine kleine Sensation stieg auf Münchberger Seite Minute für Minute. Doch im selben Zeittakt schwanden eben auch die Kräfte der Gastgeber. Es war eine beeindruckende Münchberger Energieleistung, dass ohne 5 Stammkräfte bis zur 53. Minute tatsächlich ein Punktgewinn greifbar nahe war.
Doch dann kam die eigangs beschriebene Schlussphase und das kurze Aufflackern im Form von spielerischer und treffsicherer Überlegenheit eines Spitzenreiters, der in dieser Landesligasaison einsam seine Kreise zieht. Mit 9 Zählern Vorsprung auf den zweiten Cham, benötigt jetzt die TGH noch 3 Spunkte aus 6 Begegnungen – reine Formsache!
Der TVM ist mit dieser Niederlage und jetzt 22:18 Punkten auf Rang sechs abgerutscht. Mit einem Blick auf die Tabelle müssen die Grün-Schwarzen aber ab sofort wieder ans Punkte sammeln denken. Plötzlich rückt der Relegationsplatz 10 wieder in Sichtweite und lässt für die folgenden schweren Partien gegen unmittelbare Mitbewerber keinerlei Interpretationsspielraum mehr.
TV Münchberg – TG Heidingsfeld 23 : 29 (14 : 12)
TV Münchberg
Hurt, Cenk Uzun (Tor);
Kalas (8/5), Breuherr, Richter (1), Valenta (3), Schrepfer (1), Winterstein, Christoh Bär (3), Stefan Roßner, Jan Lad (3), Skvaril (4), Köhler.
Schiedsrichter: Hehn/Tauchert (Stadeln) das Drittligateam sah alles, manchmal sogar mehr
Zuschauer: 190
Zeitstrafen: je 2
Spielfilm: 2:1, 3:3, 7:3, 9:6, 12:8, 14:10, 14:12 (HZ); 14:15, 17:17, 18:21, 20:23, 22:23, 22:26, 23:29.