Derbysieg, Derbysieg! So feierten die Gäste die zwar knappe, aber nicht unverdiente Revanche für die deutliche 29:36 Vorrunden-Heimniederlage. Schiedsrichter gehören zum Spiel und haben das Recht, wie alle anderen Beteiligten auch, Fehler zu machen. Dass die eine oder andere Mannschaft mal mehr, mal weniger betroffen ist und sich manchmal sogar benachteiligt fühlt, das ist so und wird immer so bleiben. Die Schuld aus TVM-Sicht jetzt allein bei den Unparteiischen zu suchen, wäre aber nicht in Ordnung.
Viel mehr ist zu hinterfragen, warum die Grün-Schwarzen nach 14:11 Pausenführung völlig schlafmützig aus den Kabinen zurückkamen und gerade mal in nur 129 Sekunden die Gäste ausgleichen ließen. Klärungsbedarf gibt es auch beim Abwehrverhalten, das in vielen Situationen nicht als solches bezeichnet werden kann. Da passen die Leistungen der beiden sonst guten TVM-Keeper dazu, die in Hälfte zwei fast nichts oder nur ganz wenig zu fassen bekamen. 22 Gegentreffer! zeugen nicht gerade von Defensivqualitäten der Heimmannschaft an diesem Tag. Zumindest nicht in den zweiten 30 Minuten.
Da passt es nur zu gut ins Bild, dass die Gastgeber nach Zeitstrafen gegen Jonas Roßner und Trainer Christian Seiferth (für ihn musste ein Feldspieler die Strafe abbrummen) nach berechtigter, aber ebenso nicht erlaubter Kritik die entscheidende Schlussphase auch noch mit nur 4 Feldspielern bestreiten mussten. Ob mit 6 Mann noch das Remis gelungen wäre, bleibt allerdings Spekulation.
Fazit vorneweg: Fichtelgebirge hat zwar gewonnen, aber richtig ist vielmehr, dass der TV Münchberg das Spiel einzig und allein selber aus der Hand gegeben und damit auch ein Stück berechtigt verloren hat. Sieger waren auf jeden Fall die Zuschauer, die ein packendes und jederzeit spannendes Aufeinandertreffen sahen.
Zu Gute kam letztlich beiden Teams, dass in der Liga Forchheim Auerbach bezwungen hat und damit der Vorsprung auf den möglichen Relegationsplatz bei 6 Zählern für Fichtelgebirge und deren 5 für Münchberg liegt. Bedeutet: Wenn in den verbleibenden 4 Begegnungen entweder Auerbach oder Sulzbach/Rosenberg (beide 17 Pluspunkte) nur noch maximal 2 Spiele gewinnen, dann reichen sowohl der Spielgemeinschaft aus Marktredwitz und Wunsiedel wie auch dem TVM die jetzigen Punktzahlen zum Klassenerhalt.
Die Gäste, die ohne Trainer Dieter Schmidt (Trauerfall) anreisten, waren von Beginn an hellwach und jederzeit darauf bedacht, sich für die Vorrunden-Heimpleite schadlos zu halten. Doch nach dem 2:3 nahmen die Hausherren den offenen Schlagabtausch an und mischten fortan kräftig mit. Nach einer Viertelstunde stand es 7:7, nach 22 Minuten 10:10. Hätten beide Teams in dieser Phase nicht zusätzlich mit zahlreichen Fehlversuchen geglänzt, wäre bereits früh ein deutlich höheres Ergebnis an der Anzeigetafel gestanden.
Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Angriffs- die Abwehrreihen in dieser Begegnung dominieren würden. Hinzu kam, dass der Gast nach jeweiligem Gegentreffer die schnelle Mitte bevorzugte und relativ oft die prompte Antwort parat hatte. Erst gegen Ende von Halbzeit eins bekamen die Gastgeber die Gelegenheit, aus zwei, drei weniger erfolgreichen Gästeaktionen Kapital zu schlagen. So wurde aus einem Remis noch eine klare 14:11 Pausenführung für die Seiferth-Schützlinge.
Doch dann kam diese vogelwilde zweite Halbzeit, die am Ende mit 18:22 an die Gäste ging. Auch deshalb, weil eben der HSG diese 3 schnellen Treffer unmittelbar nach Wiederanpfiff gelangen. Das zeigte erst einmal Wirkung bei den Grün-Schwarzen. Zwar gelang Torsten Krauß mit einem Doppelschlag die Antwort zur 16:14 Führung, aber bei dieser Tordifferenz pendelte sich das Geschehen erst einmal ein.
Der zwischenzeitlich verletzte Markus Tröger sowie Johannes Wippenbeck beschäftigten zusammen mit Zdenek Danielka die TVM-Abwehr mehr als ihr lieb war. Diese Drei und mit Abstrichen noch Konstantin Burger und Daniel Bralic, waren die Garanten für den letzten knappen Auswärtssieg der HSG. Hinzu kam, dass der eingewechselte Christopher Gruber gerade in der Schlussphase einige wichtige Bälle hielt.
Bei Münchberg gefielen, trotz erneut zahlreicher Fehlversuche, Vit Kalas, Torsten Krauß und der am Kreis eminent gefährliche Stefan Müller. Dass Jan Lad verletzungsbedingt leider nicht mehr beisteuern konnte, hat sich bei den Grün-Schwarzen in der Endabrechnung negativ bemerkbar gemacht.
Tatsächlich entschieden diese phasenweise hochdramatische Begegnung letztlich die Kleinigkeiten. Ein Fehlpass in wichtigen Szenen auf der einen Seite zuviel und das Auslasssen von 1-2 klarsten Gelegenheiten auf der anderen Seite, machten den Unterschied. Was bleibt, ist der oft zitierte Spruch vom gerechtesten aller Ergebnisse am Ende einer Partie, die wie diese, völlig ausgeglichen verlief. Aber dieses Remis verhinderten die Gäste, auch mit dem Quäntchen Glück, dass man an einem solchen Tag eben braucht.
Eine Werbung für den regionalen Handballsport war es allemal, auch wenn nach dem Abpfiff die Emotionen kurz hochkochten.
TV Münchberg – HSG Fichtelgebirge 32 : 33 (14 : 11)
TV Münchberg
Hurt, Cenk Uzun (Tor);
Oberländer (2), Kalas (6/2), Breuherr (1), Krauß (6), Schrepfer (1), Jonas Roßner, Christoph Bär (3), Mayer, Jan Lad (1), Skvaril (4/3), Müller (8), (Winterstein verletzt beim Warmmachen).
HSG Fichtelgebirge
Brosko, Gruber (Tor);
Engelbrecht, Burger (3), Bralic (3), Berger, Flasche (2), Wippenbeck (9), Danielka (5), Tröger (8/4), Hartmann (1), Birner (2).
Schiedsrichter: Balzer / Schreiner (Gefrees) trafen nicht immer nachvollziehbare Entscheidungen
Zuschauer: 280
Zeitstrafen: Münchberg 8; Fichtelgebirge 1.
Spielfilm: 1:2, 5:3, 7:5, 7:8, 9:9, 12:10, 14:11, 14:14, 16:14, 17:17, 19:19, 23:21, 26:24, 28:27, 29:30, 30:32, 32:33.