Anpfiff – Abpfiff – Gedenkminute: Walter Hertrich, ein Münchberger Handballurgestein und noch bis vor 2 Jahren als Mannschaftsverantwortlicher mit auf der Bank, war während der Woche verstorben. Abteilungsleiter Peter Fleischmann würdigte im Nachruf noch einmal das Engagement von Walter Hertrich für den TV Münchberg. Als, Spieler, Trainer, Funktionär, Betreuer, Strippenzieher hinter den Kulissen und vor allem als „guter Mensch“ stellte sich Walter Hertrich immer in den Dienst des Handballsports und genau damit ging es ganz im seinem Sinne nach der Gedenkminute weiter.
Und wie es weiter ging. Unter der hervorragenden Leitung der beiden Unparteiischen entwickelte sich von Beginn an eine schier vogelwilde Partie. Nach dem Motto „Feuer frei“ ballerten sich die beiden Sturmreihen um Kopf und Kragen. Wohl selten hat es in der Gymnasiumhalle eine Partie gegeben, in der nicht nur die beiden Sturmreihen im 30-Sekunden-Takt abschlossen. Es gehören immer zwei dazu. Die sogenannten Zweiten, die das ermöglichten, waren über weite Strecken die beiden Abwehrreihen, die ihre Aufgaben phasenweise nur allzu sorglos erledigten.
So entwickelte sich ein Scheibenschießen mit schnell wechselnder Torfolge und einem Problem, dass die Grün-Schwarzen in dieser Saison so noch nicht kannten. Der keinesfalls schlechte Torwart Lukas Hurt hatte erstmals in der laufenden Serie einen Gegenüber, der ihm die Schau stiehl. Die Rede ist von Gästekeeper Martin Feldbauer, der mit Glanzparaden am Stück die TVM-Stürmer verzweifeln ließ.
Zudem fehlten mit dem immer noch verletzten Simon Oberländer, den erneut verletzten Torsten Krauß und den im Urlaub befindlichen Jakub Skvaril gleich 3 Stammspieler. All das war im Gesamtpaket mitverantwortlich, dass die Hausherren nach letztmaliger Führung (11:10) ab der 21. Minute für lange Zeit aus einen Rückstand heraus agieren mussten.
Es klappte bei den Lichtinger-Schützlingen in der Schlussphase der ersten Hälfte nicht mehr viel. Das zwischenzeitlich 14:17 war die logische Konsequenz vieler halbherziger Angriffsversuche und einer oft völlig sorglosen und viel zu defensiven Abwehr. Nur gut, dass dem erneut gut aufgelegten David Mayer Sekunden vor dem Wechsel der 17:19 Anschlusstreffer gelang.
Einmal in der Pause von Trainer Frank Lichtinger richtig zusammengestaucht, kamen die Gastgeber hochmotiviert aus der Kabine zurück und glichen mit einem Doppelschlag aus. Doch wie gewonnen, so zerronnen, mussten die Mannen um den diesmal weit unter Bestform agierenden Vit Kalas ab der 33. Minute wieder der Musik hinherherlaufen.
Es wirkte tatsächlich so, dass aufopferungsvoll kämpfende Oberpfälzer Gäste die Münchberger Heimdominanz in dieser Serie beenden würden. Der Eindruck verstärke sich, als Sulzbach-Rosenberg in der 45. Minute auf 27:24 erhöhte. Schon schien sich die Prognose aus dem Vorfeld zu bewahrheiten. Mit dem Wandel von der Rolle des Jägers zum Gejagten müssen die Münchberger Handballer noch umzugehen lernen.
Apropos einstellen. Da kam Trainer Frank Lichtinger in der Folge ein Geistesblitz zur Hilfe. Als die Partie aus heimischer Sicht tatsächlich langsam den Bach runter zu gehen schien, stellte er um. Er schickte Jan Lad als Führungskraft zusammen mit den fünf Jüngsten auf´s Parkett und die drehten das Match. Nicht nur vorne ab sofort wieder treffsicherer, was auch dazu führte, dass die Gästekeeper hin- und herwechselten. Nein, vor allem im Deckungsverband machten diese sechs den Laden dicht.
Es wäre aus einem 24:27 sogar ein 29:27 geworden, hätte Lichtinger just nicht im ungünstigsten Moment die grüne Timeoutkarte gewählt und damit einen eigenen Torerfolg verhindert. Dies beschäftige den engagierten Trainer auch noch lange nach Abschluss. Doch die Geschichte ging gut weiter und am Ende auch gut aus.
Ein Grund dafür war, dass der zwischenzeitlich eingewechselte Cenk Uzun gleich mehrmals erfolgreich zur Stelle war. Einen weiteren Erfolgsbaustein lieferte Stefan Baumgärtel, der im Vergleich zu seinen Mitspielern, Auge beim Abschluss bewies und so die Gästetorsteher gleich mehrfach schlecht aussehen ließ.
Ein weiteres Kriterium war in einer überaus hektischen Schlussphase die Besonnenheit der Hausherren, im Gegenteil zu den Undiszipliniertheiten der Gäste. Sie verkrafteten es anscheinend nicht, den sicher geglaubten doppelten Punktgewinn hinten raus noch zu vergeigen.
Den Fokus nur noch auf die Schiris gerichtet, glitt dem HC in den letzten 90 Sekunden das Geschehen völlig aus den Händen. Vit Kalas, der dann doch da ist, wenn man ihn braucht, der unermüdlich rackernde Jan Lad und der manchmal noch etwas zu ungestüme, aber phasenweise hervorragende Jonas Roßner setzten mit einem 3:0-Lauf das Ende unter eine erfolgreiche Aufholjagd.
Ende gut, alles gut! Mit dem Bonus einer Spitzenmannschaft wurde nicht nur die Serie gehalten, sondern gezeigt, dass die Grün-Schwarzen dann den besten Handball boten, als unter den Zuschauern sich schon die ersten gedanklich mit einer möglichen Niederlage beschäftigten.
Jetzt gehen die Grün-Schwarzen am kommenden Sonntag um 16:00 Uhr in Helmbrechts als aktueller Tabellenzweiter der Landesliga/Nord in Derby. Die Aufgabe wird dann keinesfalls leichter.
HANDBALL MÄNNER LANDESLIGA / NORD
TV Münchberg – HC Sulzbach-Rosenberg 36 : 33 (17 : 19)
TV Münchberg
Hurt, Cenk Uzun (Tor); Kalas (8/6), Baumgärtel (3), Richter (3), Panzer (1), Schrepfer (1), Winterstein (2/1), Christoph Bär (5/1), Mayer (3), Jan Lad (4), Jonas Roßner (6).
Schiedsrichter: Cudd ( Bayreuth); Dams (Hochfranken). Leiteten konsequent und souverän
Zuschauer: 150
Zeitstrafen: Münchberg 3; Sulzbach-Rosenberg 5.
Spielfilm: 0:1, 3:2, 5:3, 6:7, 11:10, 12:15, 14:17, 17:19 (HZ); 19:19, 20:22, 21:24, 24:27, 29:27, 30:31, 32:31, 33:33, 36:33.