Es ist passiert! Gleich zwei Serien sind gerissen. Nach dem letzten Erfolg gegen den ASV Cham vom 17. Sept. 2016, gelang den Grün-Schwarzen gegen den langjährigen Ligakonkurrenten endlich wieder ein doppelter Punktgewinn. Gleichzeitig brachten die Hausherren den bis dato ungeschlagenen Spitzenreiter der Landesliga/Nord die erste Saisoniederlage bei. Nachdem die HSG Fichtelgebirge in einem weiteren Spitzenspiel dieses Wochenendes gegen den TSV Roßtal die Oberhand behielt, gleichzeitig der TSV Mainburg in eigener Halle gegen Erlangen-Bruck II deutlich in die Schranken verwiesen wurde, trug der TVM an diesem Spieltag wesentlich dazu bei, dass an der Tabellenspitze aber mal so richtig Leben in die Bude kam.
Genau dieses Leben war von Anpfiff weg in der Münchberger Gymnasiumhalle vorhanden. Wie eine Wand stand das Publikum hinter dem Heimteam und trug so seinen Teil zum gelungenen Handballabend aus TVM-Sicht bei. Als Jan Lad in der 58. Minute in unnachahmlicher Manier das 26:21 erzielte, wusste jeder, dass dieses Match durch war und Cham erstmals in der laufenden Saison als Verlierer die Halle verlassen würde. Genau diese Münchberger Gymnasiumhalle glich einem Tollhaus. Ohrenbetäubender Lärm begleitete die Schlusssekunden, die zu einer wahren Jubelarie für das Heimteam wurden. Jeder konnte sehen, dass der TVM in Bestbesetzung (diesmal ohne Oberländer und noch ohne Jonas Roßner, der an diesem Wochenende aber in der 2. Mannschaft seine ersten Gehversuche nach langer Verletzungszeit unternahm) kein Team dieser Spielklasse scheuen muss. Im Gegenteil, sollten die Rückkehrer schnell wieder Fuss fassen, dann müssen sich auch die Spitzenmannschaften der Liga in den folgenden Wochen und Monaten auf einen wiedererstarkten TVM gefasst machen.
Einer dieser Rückkehrer ist Torsten Krauß. Er war nicht nur Mitgarant dieses Sensationserfolges. Mit ihm kommt auch die Stabilität in der Abwehr zurück. Krauß in seiner sportlich souveränen und jederzeit fairen Art, gibt Lob gerne an andere weiter. Krauß bescheinigt Trainer Lichtinger clever taktiert und gewechselt zu haben. Wenn wir unsere Kräfte so geschickt verteilt einsetzen, ist es jederzeit möglich, auch in der Schlussphase entscheidend nachzuzulegen, weil dann die Substanz für 60 Minuten vorhanden ist, so Krauß abschließend.
Auch Youngster Moritz Panzer verteilte nach Abpfiff Blumen für die Bank. Panzer weiß, obwohl schon auf einem sehr guten Weg, dass er persönlich noch einen Reifeprozess durchschreiten muss. Gerade deshalb ist er ein Stück weit stolz, dass ihm Trainer Lichtinger diesmal in der Entscheidungsphase Spielzeit gegeben hat, die er auch rechtfertigte. Und wie! Mit zwei spektakulären Teffern vom Kreis aus brachte er sich gerade dann ein, wo es nochmals eng zu werden schien.
Den Hammer in der Offensivabteilung lieferte aber Torsten Krauß mit gleich zwei tollen und erfolgreichen Kempatricks ab. Es war Musik in einer überragenden zweiten Halbzeit, die die Zuschauer immer wieder zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Doch davor gab es halt auch Hälfte eins, die phasenweise in ein Fehlwurffestival mündetet. Cham legte vor und niemand konnte ahnen, dass dies nach 46 Sekunden auch die einzige Gästeführung dieser Partie bleiben sollte. Nur beim 9:9 glichen die Oberpfälzer nochmals aus. Den Rest des ergebnistechnischen Geschehens diktierten die Gastgeber aus der Vorhand.
Es war in der Anfangsviertelstunde eine jederzeit spannende und ausgegliche Partie. Doch dann ließen die Torsteher auf beiden Seiten lange nichts mehr zu. Die Hallenuhr stand auf 16:53 Minuten, als der erneut solide agierende David Meyer das 9:7 erzielte. Ab diesem Moment überboten sich die Torhüter mit Glanzparaden.
Chams Keeper Marius-Cornel Bistrian hielt für die folgenden Minuten seinen Kasten besenrein und Münchberg für 14 Minuten bei null Treffern!! In dieser Phase versäumte es der bis dato mit blütenweißer Weste dastehende Tabellenführer in dieser Partie eine Wende herbeizuführen. Zu viele Fahrkarten leisteten sich die Oberpfälzer und dass sich dies am Ende noch rächen könnte, war zu erahnen. Ansonsten war wie so oft, selbst bei bestplatzierten Würfen Endstation bei TVM-Keeper Lukas Hurt. So gelangen Cham lediglich noch 2 Tore zum 9:9 Pausenstand.
Die Pausen-Diskussionen auf den Rängen waren vielfältig und nicht wenige dachten, dass der Gästeschlussmann zum Münchberger Spielverderber werden könnte. Doch dann kam diese zweite Hälfte, die alles in den Schatten stellte. Vielleicht waren auch die ersten Treffer nach Wiederanpfiff durch David Mayer und Routinier Christoph Bär mitverantwortlich, die plötzlich in Knöchelhöhe Schwachstellen beim Gästetorwart ausfindig machten.
Hinzu kam, dass TVM-Torsteher seine gute Leistung nicht nur über den Pausentee hinausrettete, sondern in der zweiten Hälfte noch einen draufsetzte und den Gästesturm zum Wahnsinn trieb. Was er an sogenannten 100 %igen wegnahme, wird den Oberpfälzern in dieser Saison noch nicht so oft passiert sein. Dies war ein Garant, ein weiterer war, dass die Münchberger Trainerbank den Hammer auspackte. Frank Lichtinger ließ Cham´s Spielmacher Samuel Orlovsky durch Jan Lad aus dem Match nehmen und hinten hielten Torsten Krauß und seine bestens harmonierenden Nebenleute den Laden dicht. Was blieb den Gästen noch für den Torerfolg. Einige Treffer von den Außenpositionen, sowie die schnelle Mitte nach Münchberger Treffern, weil das TVM-Rückzugverhalten noch nicht perfekt funktioniert. Kurzum, er wurde der Schachmattzug, den Cham nicht mehr zu kontern wusste. Durch die direkte Manndeckung war ein geordneter Chamer Spielaufbau nicht mehr möglich.
Zudem scheiterten die Gästedistanzschützen in Serie an Lukas Hurt. Petr Tahovsky wird lange zurückblättern müssen, um eine Spiel zu finden, wo ihm lediglich nur ein einziger Treffer gelang. Doch nicht nur aus der zweiten Reihe, der Tabellenführer scheiterte auch frei vom Kreis in Serie an Münchbergs Tausendsassa zwischen den Pfosten.
Damit war in hinteren TVM-Reihen endgültig alles abgesegnet. Und was die Grün-Schwarzen in Hälfte zwei nach vorne ablieferten, war ein Feuerwerk an Ideen und Treffsicherheit. Gleich 9 Torschützen und die noch ziemlich gleichverteilt, gelangen nach dem Wechsel 18 Buden. So durcheinandergeschüttelt ist die Gästeabgwehr in dieser Serie noch nicht geworden. Dass zudem noch traumhaft schöne und zum Teil äußert spektakuläre TVM-Treffer fielen, wie der Rückhandwurf von Kreis aus durch Mirco Eckhardt, ließ die Stimmung auf den Rängen bis zum Siedepunkt ansteigen. Da war er zu erkennen, der Hauch von Zusammengehörigkeitsgefühl und künftiger SG Helmbrechts/Münchberg, der viel Vorfreude auf die Zukunft macht.
Es war auf jedem Fall beeindruckend, wie souverän in der Schlussviertelstunde die Lichtinger-Schützlinge diese Partie ins Ziel schaukelten. Sollte diese Leistung konserviert und vielleicht sogar noch ausgebaut werden können, dann könnte schnell aus einem Team, dass immer den Klassenerhalt vor Augen haben muss, eine Mannschaft werden, die auf lange Sicht vielleicht doch den Anspruch anmelden darf, im vorderen Tabellendrittel dabeisein zu dürfen.
Am kommenden Samstag gilt es, in einem weiteren Heimspiel in der Helmbrechtser Göbelhalle ab 19:45 Uhr gegen den MTV Ingolstadt unter Beweis zu stellen, dass dieser Aufwärtstrend keine Eintagsfliege war.
TV Münchberg – ASV 1863 Cham 27 : 22 (9:9)
TV Münchberg
Hurt, Florian Bär (Tor);
Torsten Krauß (5), Kalas (3/1), Panzer (2), Merz, Christoph Bär (4), Mayer (4), Leupold, Jan Lad (1), Troßmann (2), Wilke (3), Eckardt (4).
Schiedsrichter: Paolo D`Oria / Julius Hlawatsch (Schleißheim) zerpfiffen die Partie nicht und lagen damit genau richtig
Zuschauer: 440
Zeitstrafen: Münchberg 1; Cham 3.
Spielfilm: 0:1, 4:2, 7:4, 8:7, 9:9 (HZ); 11:9, 15:12, 15:14, 18:14, 18:17, 20:18, 24:18, 24:20, 26:21, 27:22.