Obwohl bekannt war, dass Erlangen-Bruck II in eigener Halle an einem guten Tag alle Gegner in Grund und Boden spielen kann, fuhren die Gäste, mit dem guten Tabellenplatz im Rücken, gestärkt in die Universitätsstadt. Es hätte tatsächlich fast geklappt und die Schützlinge von Trainer Frank Lichtinger wären zumindest mit einem Punkt im Gepäck wieder in Richtung Münchberg gefahren. Vielleicht wäre diese Remis sogar das gerechtere Ergebnis für ein Spiel gewesen, bei dem der TVM immer ein gleichwertiger Gegner war und zu keinem Zeitpunkt auch nur einen Zentimeter Boden freiwillig abgeschenkt hatte.
Doch dann passierte das, was während einer Partie immer wieder einmal vorkommt, ein Lauf, nur eben für den Gegner. Genau diesen Bonus nahmen die Gastgeber just zur Unzeit aus TVM-Sicht für sich in Anspruch. Die Hallenuhr stand auf 53:32, als Mirco Eckardt mit dem Treffer zum 26:26 das fast über die gesamte zweite Halbzeit andauernde Wechselspiel zwischen Eintorerückstand und erneutem Ausgleich fortsetzte.
Da war er für den Moment wieder bzw. leider letztmals in dieser Partie, das Gefühl, kurz vor einem erneut erfolgreichen Auswärtsauftritt zu stehen. Dann nutzten die Hausherren gnadenlos die nur wenigen Fehler des Tabellennachbarn aus, die Münchberg ausgerechnet in der entscheidenden Phase unterliefen. Da brachte ein Lukas Hurt ein- zweimal die Finger nicht rechtzeitig an den Ball. Er war es aber in erster Linie, der über weite Strecken erneut eine überragende Partie ablieferte und mithalf, dass sein Team lange am Erfolg schnuppern durfte.
Zudem verfehlten ein, zwei TVM-Würfe nur ganz knapp das Ziel bzw. wurde vom Erlanger Keeper gehalten. Ebenso waren es nur ein, zwei technische Fehler. Aber all das genau in der Endphase, wo dann der Traum vom Punktgewinn wie eine Seifenblase platzte. Eigenmitleid eigentlich fehl am Platz, auch nicht notwendig. Denn die Mannen um die diesmal hervorragend agierenden und auch treffenden Vit Kalas und Thomas Wilke warteten mit einer bärenstarken Leistung auf. Eben nur, ohne den zählbaren Erfolg, den man sich mit ein paar Ungeschicktheiten in den entscheidenden Minuten vielleicht sogar selber mit verbaute.
Wo Erlangen-Bruck dann wirklich nochmals Akzente setzte, um am eigenen Erfolg doch noch etwas mitgeschmiedet zu haben, war der in den Schlussminuten neu formierte Rückraum, mit dem die Gästeabwehr dann doch noch das eine oder andere Problem bekam. Da war dann zumindest für kurze Zeit bei den Hausherren etwas mehr Qualität auf der Platte, die dann auch schon mal ausreicht, um in einem ausgeglichenen Spiel ganz am Schluss die Punkte in eigener Halle zu behalten.
Kein Beinbruch aus TVM-Sicht. Schade aber schon allein deshalb, weil die Mannschaft von Beginn an präsent war und den Gastgebern alles abverlangte. Zwar schien es so, dass nach der Führung von Kalas und den folgenden drei schnellen Gegentreffern Erlangen-Bruck von Beginn an der Partie den Stempel auf drücken könnte.
Doch hatten die Brucker schnell zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich ihnen ein Gegner gegenüberstellt, der nie gewillt schien, in dieser Begegnung sich mit der Rolle der zweiten Geige begnügen zu wollen. So waren es ein Doppelschlag von Thomas Wilke und Jan Lad, der den TVM wieder nach vorne brachte. Die Münchberger Gegenwehr war enorm, die Leistung passte. Umso mehr, als die Grün-Schwarzen nach knapp 20 Minuten plötzlich sogar mit 8:11 vorne lagen.
Vollkommen neue Situation für die Mittelfranken, die sich mit der für Minuten anhaltenden Tatsache des 2-3-Tore-Rückstandes erst einmal auseinandersetzten mussten. Gelang aber verhältnismäßig gut und bis zum Wechsel schienen die Hausherren ergebnistechnisch wieder alles in ein für sie gewünschtes Licht gerückt zu haben. Knapper Pausenvorsprung – alles gut.
Genau das blieb es auch in Hälfte zwei, mit der Ausnahme der letztmaligen Gästeführung zum 15:16. Immer die Nase knapp hinten, dann wieder Ausgleich, wurde es auch für die Lichtinger Schützlinge langsam zum Geduldsspiel. Aber selbst eine 24:22 Führung der 1861iger egalisierten die Gäste wieder. Es passte auch die Moral und es stimmte wirklich viel bei den Münchberger Handballern an diesem Tag.
Doch dann kam sie, diese unsägliche Schlussphase, die alles auf den Kopf stellte. Am Ende gab es sogar noch eine deutlich Niederlage, die nicht nur den Gesamtspielverlauf auf den Kopf stellte, sondern um etliche Tore zu hoch ausfiel.
Doch jammern war nicht angesagt, vielleicht eher ein bisschen wundern. Wundern dahingehend, warum am Ende dann alles so schnell ging und nur noch in eine Richtung lief, eben aus TVM-Sicht in die falsche.
TV 1861 Erlangen-Bruck II – TV Münchberg 31:26 (15:14)
TV Münchberg
Hurt, Biller (Tor);
Oberländer, Kalas (9/1), Merz (1), Panzer (2), Leupold (1), Troßmann (1), Wilke (6), Christoph Bär (2/2), Eckardt (1), Jan Lad (1), Christian Peetz (2), Jonas Roßner.
Schiedsrichter: Gruner (Marktsteft); Mahler (Volkach)
Zuschauer: 120
Zeitstrafen: Erlangen 2; TVM 4.
Siebenmeter: 6/4; 5/3.
Spielfilm: 0:1, 3:2, 6:5, 6:8, 8:11, 12:12, 15:14 (HZ); 18:17, 20:20, 22:22, 24:24, 26:26, 31:26.