Von einem guten Start ins Jahr 2020 und einem gelungenen Abschluss der Vorrunde, die den TVM mit jetzt 17:9 Punkten auf den vierten Tabellenplatz führt, kann man nach diesem Remis beim bekannt heimstarken TSV 1861 Mainburg sprechen. Das sah auch TVM-Trainer Frank Lichtinger nach der Partie so, zumal die Trainingsmöglichkeiten/-Besuch zwischen den Feiertagen eher supobtimal waren. Auch waren/sind noch einige Spieler leicht angeschlagen. Zudem hat sich Mirko Eckardt in Mainburg verletzt, was den Kader weiter schwächt. Lichtinger lobte aber den geschlossenen Auftritt seines Teams und den Willen, bis zur letzten Sekunde an den Erfolg zu glauben.
Fairerweise gehört aber auch das nackte Zahlenspiel in den chronologischen Ablauf der Begegnung und da könnte berechtigterweise der Eindruck entstehen, dass die Gäste aufgrund einiger weniger fahrlässiger Phasen den zweiten und durchaus möglichen Punkt in Niederbayern liegen gelassen haben. Erst 8:13, dann in einem vorentscheidenden Spielabschnitt sogar wieder 17:21 geführt, verschenkte der Gast mit zweimaligem 0:5-Lauf den möglichen Auswärtssieg.
In diesen Zeitabschnitten traten zwei Merkmale an die Tagesordnung, die dem TVM in seinem Spiel immer wieder begleiten, die aber endlich einmal abgestellt werden sollten, damit der Weg zu einer konstanten Leistung über die gesamte Spielzeit frei wird. Die Rede ist vom schon fast traditionellen schlechten Start in die zweite Spielhälfte und von der Tatsache, dass die Grün-Schwarzen gerade immer dann Nervenflattern bekommen, wenn das Ergebnis während der Begegnung wieder enger wird bzw. der Gegner entsprechende Rückstände egalisiert hat.
Dann versucht man -für den Außenstehenden keinesfalls nachvollziehbar- immer wieder mit schnellen Abschlüssen an der erneuten eigenen Führung zu arbeiten. Die Konsequenz aber bleibt die Tatsache, dass in den Folgeminuten aufgrund viel zu schneller und unkonzentrierter Abschlüsse, gepaart mit technischen Fehlern, eher wieder ein Rückstand droht, der die Lichtinger Truppe innerhalb weniger Minuten dann an den Rand einer Niederlage bringt und damit um den Ertrag von nahezu einer Dreiviertelstunde überdurchschnittlich gutem Handball.
Das war auch diesmal wieder so und endete in einer Schlussphase, wie sie dramatischer nicht hätte sein können. Mainburg erzielte nach 58:13 Minuten das 25:24. Der anschließende Angriff brachte dem TVM keinen zählbaren Erfolg. Somit hatte Mainburg wieder den Ball. Im anschließenden 1:1-Spiel mit Thomas Wilke, erhielt dieser aufgrund der beiderseits erhitzenden Gemüter, die rot-blaue Karte. Den Ball aber bekam Münchberg zugesprochen. Vit Kalas nagelte 6 Sekunden vor dem Abpfiff die Kugel ins Kreuzeck.
Kurios für die Gastgeber, dass diese nicht merkten, dass zu diesem Zeitpunkt der TVM zwar mit 6 Feldspielern agierte, dafür jedoch Lukas Hurt seinen Kasten verlassen musste. Hurt war gerade auf dem Weg von der Bank zurück ins Tor. Trotzdem trafen die Hausherren den leeren Gästekasten nicht – ein Kunststück der besonderen Art, was gleichzeitig Mainburg den möglichen Heimsieg in allerletzter Sekunde kostete.
Doch dieses Finale furioso hatte auch eine spannende und jederzeit ansehnliche Vorgeschichte, die gleich nach Anpfiff Fahrt aufnahm. In einer überaus harten und manchmal bis an die Grenze des Erlaubten ausgereizten Gangart versuchten die Hausherren dem Gast früh dem Schneid abzukaufen. Bis auf wenige diskutable Entscheidungen hatten die beiden Unparteiischen die Partie aber jederzeit im Griff und fanden auch meist das richtige Strafmaß.
Münchberg überzeugte in der ersten Halbzeit mit guter und kompakter Defensivarbeit. Zudem wurden die Mitspieler immer wieder freigespielt, der Ball gut laufen gelassen und angesagte Spielzüge auch umgesetzt. Der Zug zum Tor war vorhanden. Auch deshalb, weil in die Tiefe des Raumes gegangen wurde, auch dahin wo´s schon mal richtig weh tun kann. Das hatte am Ende des ersten Abschnitts den Ertrag einer Dreitoreführung eingebracht. Auch deshalb, weil nur ganz wenige Fehlwürfe zur TVM-Tagesordnung gehörten.
Doch folgt der bereits erwähnte Fehlstart in den zweiten Abschnitt. Es dauerte immerhin 5 Minuten, bis die Grün-Schwarzen erstmals wieder einnetzten. Kurze Zeit lief die Partie ergebnistechnisch auf ausgeglichenem Niveau. In der 40. Minute verletzte sich dann Mirko Eckardt. Trotz jetzt notwendigem erneuten Umdenken, gelangen zwei Tempogegenstöße und einer von sechs sicher verwandelten Strafwürfen durch Christoph Bär. Als wenig später Torhüter Hurt erkannte, dass sein Gegenüber noch nicht wieder rechtzeitig im Kasten stand und mit einem Weitwurf das 17:21 erzielte, schien Münchberg einem sicheren Auswärtssieg anzusteuern.
Doch Mainburg wusste diese Torfolge zu unterbinden, schaffte selber den bereits erwähnten zweiten 5:0-Lauf und ließ dann den Ausgang bis in die Schlusssekunden offen. Der Rest ist bekannt.
So fahren die Gäste mit einem weinenden und einem lachenden Auge von der Donau zurück an die Pulschnitz. Punkt gewonnen – Sieg verschenkt. Das ist das treffende Fazit zum Abschluss der Vorrunde.
Jetzt muss der TVM sehen, dass sich sein Lazarett wieder lichtet, zumal Wilke eine Sperre droht und der nächste Auswärtsgegner am kommenden Samstag TSV Rothenburg heißt. Zumal die Tauberstädter gerade ihren Rhythmus wieder zu finden scheinen, der ihnen gegen Mitte der ersten Saisonhälfte abhanden gekommen ist. Keine optimalen Aussichten für die unmittelbare Zukunft der Münchberger Handballer, die aber zumindest mit ähnlich geschlossenen Auftritten auch weiterhin ihre Chance suchen sollten.
TSV 1861 Mainburg – TV Münchberg 25 : 25 (10 : 13)
TV Münchberg
Hurt (1 Treffer), Biller (Tor);
Oberländer, Kalas (6), Merz (1), Panzer (2), Troßmann (1), Wilke (4), Christoph Bär (8/6), Mayer (1), Eckardt, Jan Lad, Jonas Roßner (1).
Schiedsrichter: D`Oria / Hlawatsch (Schleißheim) leiteten ausgezeichnet
Zuschauer: 250
Zeitstrafen: Mainburg 10, Münchberg 6.
Rote Karte + Blaue Karte mit Bericht und voraussichtlicher Sperre: Thomas Wilke (TVM) in der 60. Minute wegen eines verbalen Ausrutschers
Siebenmeter: Mainburg 4/3; Münchberg 6/6.
Spielfilm: 0.1, 2:2, 4:3, 4:7, 5:9, 7:10, 8:13, 10:13 (HZ); 13:13, 14:17, 16:19, 17:21, 19:22, 23:22, 25:24, 25:25.