Jetzt muss ein Psychologe her! Von allen guten Handballgeistern verlassen, präsentiert sich seit Wochen die 1. Männermannschaft des TV Münchberg in der Landesliga/Nord. Lange Zeit Tabellendritter mit souveränen Auftritten im Wochenrhythmus. Selbst gegen die unangefochtenen Spitzenteams Erlangen/Bruck und Rothenburg überzeugten die Grün-Schwarzen trotz der Niederlagen.
Auch der Galaauftritt beim Rückrundenstart in Altenerding ließ alles noch im „grünen Bereich“ leuchten. Aber im Nachhinein betrachtet war dies der einzige Sieg in den letzten 7 Partien mit einer schwarzen Serie von zwischenzeitlich jetzt bereits 3:11 Punkten und damit erstmals mit 17:17 Zählern einem ausgeglichenen Punktekonto.
Wer in Statistiken von Mannschaftsballsportarten blättert, wird viele ähnliche Beispiele finden (die Fußballbundesliga und Dortmund lassen grüßen). Egal, wie gut ein Kader bestückt ist. Hat erst einmal der Sturz in den Ligakeller begonnen, setzt Verkrampfung und Blockade im Kopf ein und damit wird es schwer, das Schiff wieder flott zu bekommen. Jetzt beginnt -auch wenn´s der Blick auf die aktuelle Tabelle noch nicht unbedingt bestätigen will- für den TVM der Kampf um den Ligaerhalt. Das war vor Wochen kein Thema, aber mit solch desolaten Leistungen, wie jetzt in Erlangen hat sich die Mannschaft selbst in diese Situation hineinmanövriert.
Nein, ein vollgeklebter und zugeharzter Ball gilt diesmal nicht als Ausrede. Was Münchberg in den ersten 30 Minuten ablieferte, hat mit dem Spielgerät als Hauptverantwortlichen nicht annähernd etwas zu tun. Der 3. Garnitur vom HC Erlangen genügte 1 Torwart und 8 Feldspieler, um mit den Schützlingen von TVM-Trainer Christian Seiferth eine Halbzeit lang Katz und Maus zu spielen.
Da wirkt es fast makaber, wenn der TVM-Abwehr einschließlich TW Uzun noch eine gute erste Halbzeit bescheinigt werden muss. Sobald es aber über die Mittellinie ging, war die Herrlichkeit vorbei. Fehler über Fehler, ein Auftritt für einen Landesligarekordsturm, der mit „beschämend“ noch wohlwollend zum Ausdruck gebracht wird.
Zur Halbzeit war bereits alles vorbei. Dass die zweite Hälfte aus TVM-Sicht nur noch besser werden konnte, war so schwer nicht vorauszusehen. Richtig guten Handballsport bot der Gast aber auch da nicht, zumal auch dieser Abschnitt mit 18:15 an die Hausherren ging. In der Summe kann sich der TVM auch mit dem Defensivverhalten nicht zufrieden geben. 31 Gegentore bei einer Mannschaft aus hinteren Tabellenregionen ist deutlich zuviel.
Was der Sonntagsausflug in die Universitätsstadt aus Münchberger Sicht unterm Strich einbrachte, war ein Debakel mit der gleichzeitig höchsten Saisonniederlage. Damit stehen die Münchberger Handballer seit Jahren wieder einmal am Scheideweg zwischen Spitzenhandball und Kampf um den Klassenerhalt.
Da mag es ironisch klingen, dass die Grün-Schwarzen aufgrund des 38:14 Vorrundensieges den direkten Vergleich gegen Erlangen 3 gewonnen haben. So wie es momentan läuft, wird man vielleicht noch froh sein, die Hilfe dieses Regelpunktes in Anspruch nehmen zu dürfen. Ein Saisonverlauf, den man so nicht gebraucht, aber sich letztlich aufgrund mangelnder Konstanz selbst zuzuschreiben hat.
HC Erlangen 3 – TV Münchberg 31:21 (13:5)
TV Münchberg: Cenk Uzun (Tor); Oberländer, Kalas (4/1), Baumgärtel (1), Polzer (2), Krauß (3), Müller (2), Christoph Bär, Wilferth (4), Jan Lad (2), Winterstein (2), Kral (1).
Schiedsrichter: Balogh / Nerl (Bayern München) leiteten problemlos
Zuschauer: 11 !!
Zeitstrafen: Erlangen 2; Münchberg 3.
Spielfilm: 4:0, 8:4, 12:4, 13:5, 14:9, 16:10, 20:15, 25:17, 28:18, 28:20, 31:21.