Lässt man aus Münchberger Sicht den 0:2 Rückstand außen vor, dann war es fast ein Start-Ziel-Sieg, der den Grün-Schwarzen beim starken Aufsteiger TSV Roßtal gelang. Mit der Euphorie aus der Vorwoche im Rücken, wollte man auch in Mittelfranken punkten, um auf dem Weg zum Klassenerhalt nicht früh in Zugzwang zu geraten.
Vorneweg, Trainer Frank Lichtinger hatte seine Truppe hervorragend eingestellt. Vor allem scheint es ihm zu gelingen, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, damit die langzeitverletzten Leistungsträger wie Oberländer und Krauß auch nur annähernd ersetzt werden können. Wenn sich zudem den Job des Torjägers die eminent starken Kalas, Christoph Bär, Skvaril und Jan Lad teilen, dann wird auch schon mal ein Auswärtsspiel zur Erfolgsgeschichte.
Nur Zwei hätten am Ende den Gästen aus der Textilstadt fast noch in die Suppe gespuckt. Es war phasenweise haarsträubend, wie einseitig die beiden Unparteiischen die Strafzeiten immer zu Lasten des TVM verteilten. Münchberg spielte in den entscheidenden Schlußminuten gleich mehrmals in Unterzahl. Mit unbändigen Siegeswillen, gepaart mit vorbildlichem kämpferischen Einsatz, sowie einem Treffer von Ankurbler Jan Lad zur besten Zeit retteten dem Gast die beiden Punkte in einer Partie die der TVM spielerisch nahezu über die komplette Zeit diktierte.
Die Hallenuhr zeigte 58:46 Minuten als Lad mit dem Tor zum 27:30 den Deckel draufsetzte. Dass dieser wichtige Treffer in dieser Phase durch einen Kempatrick erzielt wurde zeigt, mit welchem Selbstvertrauen sich das Team gerade präsentiert. Es ist im Nachhinein immer leicht, über verdient oder unverdient zu sprechen. Aber diese beiden Punkte waren für den TVM hochverdient. Nicht mit Glück, das man sicherlich in der einen oder anderen Phasen auch braucht, sondern mit taktischem Geschick und einer guten Trefferquote mit endlich einmal wieder über 30 selbst erzielten Toren entführte der Gast die Punkte.
Dass dies letztlich auch so eintrat, hatte bereits wieder einmal früh im Spiel einen Vater des Erfolges. Die Rede ist von TVM-Torwart Lukas Hurt. Seit Wochen spielt er am oberen Limit der Leistungsgrenze und ist maßgeblich an der kleinen Münchberger Erfolgsgeschichte beteiligt. Doch diesmal hielt er oft nicht nur alles, sondern gleich noch ein ganzes Stück mehr. Die einheimischen Stürmer verstanden manchmal die Handballwelt nicht mehr, denn der Tausendsassa im TVM-Gehäuse hielt auch die soganannten 100%igen. Gleich mehrmals erstarrte der Torschrei den TSV-Stürmern auf den Lippen. Selbst Bälle, die man schon im Netz wähnte, fischte Hurt noch vor der Linie weg.
Damit begann der Münchberger Siegeszug in dieser Partie. Mit einem 0:4-Lauf drehte die Grün-Schwarzen den Anfangsrückstand und bestimmten ab diesem Zeitpunkt das Geschehen fast nach Belieben. Alles was auch nur annähernd nach Ergebniskorrektur aussah, erstickte TW Hurt mit einer überwiegend sattelfesten Abwehr vor sich bereits im Keim. Freilich wusste beim Stande von 2:4 und dann 5:7 noch niemand, dass Münchberg diese Führung nie mehr abgeben würde. Doch die folgenden Minuten ließen dies erstmal erahnen.
Über 5:11 setzten sich die Mannen um einen seit Wochen beständigen Vit Kalas auf 9:15 ab. Als dann unmittelbar nach der Pause Jan Lad das 17:10 für seine Farbe gelang, schien Münchberg, genau wie in der Vorwoche gegen Auerbach-Pegnitz einem Kantersieg entgegen zu steuern. Doch dann stellten sich die Unparteiischen, sicherlich unbeabsichtigt, aber dafür umso wirksamer in den Weg. Auf TVM-Seite war Beherrschtheit angesagt, um das alles wegzustecken. Es gelang, weil man sich auch in Unterzahl auf die spielerischen Mitteln konzentrierte.
Dass der zwischenzeitliche 7-, aber fast durchgehend bestehende 6-Tore-Vorsprung, gegen Ende der Partie immer weiter schmolz, ist natürlich in erster Linie dem Kräfteverschleiß durch eben dieses permanente Unterzahlspiel zuzuschreiben. So wurde es zwar nochmals knapp, aber richtig Gefahr bestand eigentlich zu keinem Zeitpunkt in dieser Begegnung.
Münchberg trat souverän auf und viele Zuschauer konnten sich nicht vorstellen, dass der Gast bei weitem nicht in Bestbesetzung antrat, was sicherlich noch einige Wochen so sein wird.
Jetzt kann die TVM-Truppe in ihrer momentanen Besetzung zeigen, ob sie bereits in der Lage ist, gegen absolute Spitzenteams der Liga zu bestehen. Am kommenden Samstag erwarten ab 19:45 Uhr Frank Lichtinger und seine Jungs mit den MTV Ingolstadt einen heißen Kandidaten für den Bayernligaaufstieg zum Schlagerspiel in der Gymnasiumhalle. Der Sieger dieser Begegnung rutscht für den Moment sogar in die Spitzengruppe der Landesliga/Nord.
TSV Roßtal – TV Münchberg 29 : 31 (10 : 16)
TV Münchberg: Hurt, Cenk Uzun (Tor); Kalas (7/1), Breuherr, Richter, Panzer (2), Schrepfer (1), Winterstein, Christoph Bär (6), Mayer (2), Jan Lad (6), Skvaril (6/4), Jonas Roßner (1).
Schiedsrichter: Knödler (TuS Feuchtwangen); Wirth (HC Sulzbach/Rosenberg) verteilten die Zeitstrafen bei gleichen Vergehen zu einseitig
Zuschauer: 150
Zeitstrafen: Roßtal 2; Münchberg 10.
Spielfilm: 2:0, 2:4, 4:6, 5:11, 8:14, 10:17, 13:19, 15:21, 17:23, 19:25, 22:27, 24:27, 26:29, 28:30, 29:31.