So wird der TV Münchberg für den ASV 1863 Cham zum Lieblings-Saisonauftaktgegner. Zum zweiten Mal in Serie entführten die Oberpfälzer zum Ligaauftakt die Punkte aus der Gymnasiumhalle und hinterließen, genau wie vor Jahresfrist, lange Gesichter beim Gastgeber. Der Heimnimbus erneut früh weg und vorweggenommen: In dieser Form wird es schwer, die Münchberger Gymnasiumhalle wieder zur gefürchteten Heimstätte zurückzuführen. Vielleicht auch nur ein Ausrutscher, der rechtzeitig ins Gedächtnis zurückruft, dass auch diese Serie wieder ein Kampf um den Ligaverbleib wird. Zudem ist es durchaus möglich, dass die intensive Vorbereitung dem einen oder anderen noch in den Knochen steckte. Es passte einiges noch nicht. Sowohl spielerisch wie auch konditionell scheint noch deutlich Luft nach oben.
Wird sich mit Sicherheit noch ändern, doch das braucht Zeit und dazu benötigt man auch Geduld und darf nicht schon nach nur einem Spiel den Zweifel allem voran stellen. Freilich war es ein Schock im Vorfeld, dass Spielmacher und Torjäger Torsten Krauß auch in dieser Saison früh verletzt ausfällt nicht dabei sein kann. Was diese Auftaktbegegnung betrifft, muss man fairerweise anführen, dass auch der Gast auf seinen gefährlichsten Akteur, in Form des noch gesperrten Tachovsky, verzichten musste. Diese Personalie neutralisierte sich somit.
Beim Rest hatte der Gast die deutlich besseren Karten, Graßl, Klima, Reitmeier, Wittmann und Steif waren Lenker, Denker und Vollstrecker. Angeführt und gesteuert vom überragenden Spielmacher und Torjäger Tomas Soukup, der dieser Partie in jeder Phase seinen Stempel aufdrückte. Genau ein solcher Spieler fehlte an diesem Tag bei den Gastgebern. Zwar mehrmals Licht, doch überwog auch oft der Schatten. Kalas und Skvaril blieben deutlich unter ihren Möglichkeiten. Auch wird David Mayer, der ackerte und sich redlich bemühte, einen Stefan Müller (Laufbahnende) nicht von einem auf den anderen Tag eins zu eins ersetzen können.
Bei Eigengewächs Jonas Roßner tritt an anderes Problem zum Vorschein. Der ständige Wechsel zwischen Harz/ja und Harz/nein nimmt vor allem in heimischer Umgebung dem Jungtalent die Spielsicherheit. Es ist halt nun mal üblich, dass dieses nicht von jedem geliebte Hilfsmittel, immer mehr in den Regularien seinen Platz findet und allein schon deshalb nach einer einheitlichen Anwendung ruft.
Seis drum, für den Moment noch Nebenschauplätze. Fakt für diese Partie war, dass die Grün-Schwarzen lediglich beim 2:1 einmal in Führung lagen. Für den Rest der Partie liefen sie immer zahlenmäßig hinterher, obwohl dies spielerisch oft nicht so war. Der Punkt „Chancenverwertung“ tritt da zum Erfolgskiller auf den Spielplan. Was die Gastgeber, vor allem in wichtigen Phasen, so an Gelegenheiten liegen ließen, ist mit Chancenwucher noch wohlwollend umschrieben. Münchberg verstand es zu keinem Zeitpunkt, die klaren Möglichkeiten zu nutzen und die Begegnung in verschiedenen Phasen zu prägen.
Zum zahlenmäßigen Vorteil wäre wahrscheinlich auch Ruhe ins System gekommen. Erst einmal aus der Führung heraus, das hat zumindest die Vergangenheit immer wieder bewiesen, haben es alle Gegner in Münchberg bisher schwer gehabt, selber wieder ihren Faden zu finden. Cham wusste das zu verhindern und brachte dadurch Sicherheit in eigene Reihen.
Bitter ist für die Gastgeber vor allem die Tatsache, dass Keeper Lukas Hurt über weite Phasen einen Glanztag erwichte. Er hielt sein Team nicht nur im Spiel, sondern eröffnete immer wieder die Gelegenheiten um den Spies zu drehen. Aber viele Abschlüsse kamen zu schnell und überhastet, zudem wurde wieder einmal 2 Strafwürfe zur Unzeit vergeben. Dass den Weg zum gegnerischen Kreis auch öfters technische Unzulänglichkeiten verhinderten, rundete den Fehlstart in diese Saison ab.
Die 8 torlosen MInuten zwischen dem 9:9 und dem 9:11 sollten für den TVM schon in der ersten Hälfte zum Punktverhinderer werden. Dies wiederholt sich in der Phase zwischen dem 14:16 zund 18:19 wo mehrmals Gelegenheiten zur Wende ungenutzt blieben. Als die Gastgeber zur Schlussoffensive bließen und zur direkten Manndeckung übergingen, bewiesen sie einmal mehr, welche Defizite noch in dieser Deckungsvariante stecken. Über Jahre bereitet den Grün-Schwarzen die direkte Manndeckung immer wieder Probleme.
So nutzten die Gäste ihrerseits die Möglichkeiten, um sich am Schluss noch klar abzusetzen und damit vom Spielverlauf her gesehen um einige Tore zu hoch gewannen. Das soll den guten Gesamteindruck, den der ASV 1863 Cham an diesem Tag hinterlassen hat, auf keinem Fall schmälern.
So überwog nach Spielende beim TVM die Enttäuschung. Vor allem bei Torwart Hurt, dessen Galavorstellung nicht zu einem erfolgreichen Saisonstart reichte. Auch der neue Trainer Frank Lichtinger wusste nicht so genau, wie er diese Auftaktpartie einzureihen hat. Zwar über weite Strecken das keinesfalls schlechtere Team, doch genügen 22 selbst erzielte Tore nicht den Münchberger Ansprüchen.
Das muss und wird sich sicherlich ändern. Dann hoffentlich auch wieder mit bekanntem Münchberger Tempohandball. Denn mit dem diesmal gezeigten statischen und oft bewegungsarmen Spiel wird es schwer, Landesliga-Deckungsreihen aus den Angeln zu heben. Da wird man noch auf wesentlich stärkere Kaliber treffen, als bei den kompakten Oberpfälzern.
Schon am kommenden Samstag können die Lichtinger-Schützlinge an gleicher Stelle gegen einen sicherlich starken Neuling TV Erlangen-Bruck II den Fehlstart korrigieren.
TV Münchberg – ASV 1863 Cham 22 : 28 (9 : 11)
TV Münchberg
Hurt, Cenk Uzun (Tor);
Oberländer (1), Kalas (4/2), Richter (1), Panzer, Sammet, Schrepfer, Winterstein (1), Christoph Bär (3), Mayer (2), Jan Lad (4), Skvaril (3/2), Jonas Roßner (3).
Schiedsrichter: Behrens / Dechert (Flügelrad Nürnberg) leiteten unauffällig und sicher
Zuschauer: 230
Zeitstrafen: je 3.
Spielfilm: 0:1, 2:1, 2:5, 5:6, 6:8, 8:8, 9:11 (HZ); 10:13, 11:15, 13:16, 15:18, 18:19, 19:21, 19:24, 21:26, 22:28.