Die Hallenuhr zeigte 54:57 Minuten. TVM-Neuzugang Jakub Skvaril, der noch nicht die richtige Bindung zu seinen Nebenleuten gefunden hat, erzielte seinen einzigen Treffer zur 26:15 Führung für die Gastgeber. Spätestens jetzt wussten die immer weniger werdenden Fans beim Derby, dass diesmal nicht ein einziges Gegenmittel der Nachbarstädter aus Helmbrechts greifen wird bzw. gegriffen hat. Auch die oft praktizierte und meist erfolgreiche Manndeckung verhalf dem TVH im Endspurt lediglich noch zur Ergebniskosmetik.
Längst sind die Zeiten vorbei, wo sich in Münchberg zwischen 400 – 600 und in Helmbrechts sogar bis über 700 !! Zuschauer drängelten, um dem immer jungen Derby beizuwohnen. Es hat den Anschein, als könnte Tradition auch zur Routine werden und dabei vor allem das Interesse der neutralen Beobachter nicht mehr ansprechen.
Zwar stehen die eingefleischten Fans hinter ihren Mannschaften, doch von richtiger Derbystimmung war dieses Aufeinandertreffen weit entfernt.
Münchberger Anhänger neigen bekannterweise eher dazu, sich innerlich zu freuen. Und das konnten sie diesmal von Beginn an. Die Vorgaben in beiden Lager waren vor diesem Match klar abgesteckt. Der TVH liebäugelte insgeheim, nicht mit leeren Händen heimzufahren und im Gegenzug wussten die Grün-Schwarzen, dass sie eine weitere Niederlage bis ans Tabellende zurückwerfen könnte.
Auf jedem Fall liefen die Hausherren von Beginn an mit ganz breiter Brust auf. Es war eine komplett andere Körpersprache als bei der ersten Heimpleite dieser Saison gegen den ASV Cham bzw. wie in der total verkorksten zweiten Halbzeit letzte Woche in Sulzbach-Rosenberg. Die Nervosität war in der Anfangsviertelstunde ein ständiger Begleiter in beiden Lagern. Es lief etliches unrund, von Feinabstimmung war noch wenig zu spüren. Doch ein Trend, der später zum gewichtigen Anteil für den klaren Heimsieg der Seiferth-Schützlinge wurde, zeigte sich nach 12 Minuten schon deutlich ab. Der erneut gut agierende David Mayer hatte gerade das 7:2 für den TVM erzielt, als der Gast die Auszeit nahm.
Bis dahin hatte TVM-Keeper Lukas Hurt den Gästen allein den Zahn gezogen. Es bot eine überragende Partie und nahm phasenweise den gesamten Helmbrechtser Angriff aus dem Spiel. Obwohl mit 9 Treffern wieder bester Gästewerfer, verzweifelte gerade Stefan Wopperer, der genau wie seine Nebenleute immer wieder in Lukas Hurt seinen Meister fand. Die oft überzeugenden Helmbrechtser Torsteher hatten diesmal einen Tag zum Vergessen erwischt. Das trifft vor allem für Oliver Roch zu, der die Bälle erst zu fassen bekam, wenn sie bereits hinter ihm eingeschlagen hatten. So waren die Keeper an diesem Tage maßgeblich am Endergebnis beteiligt. Jeder auf seine Weise. Was den Hausherren dabei half, war die Tatsache, dass der in der Schlußviertelstunde eingewechselte TVM-TW Cenk Uzun fast nahtlos an die Leistung seines Vorgängers anknüpfte. Damit ist eine der Hauptgeschichten dieses Derbys erzählt.
Eine weitere ist die Tatsache, dass Münchberg nach dem 7:2 nicht zurücksteckte und damit Helmbrechts nie die Möglichkeit gab, verlorenes Terrain zurückzuerobern.
Die Gäste liefen fast immer einen 3-4-Tore-Rückstand hinterher, ehe sie in den Schlußminuten der ersten Hälfte zwischen dem 9:6 und 15:8 Pausenstand richtig vorgeführt wurden. Es war diesmal nicht der TVH , der in der Lage ist, schier ausweglose Situationen umzubiegen und mit seiner ihm ureigenen Mentalität Gegner an den Rande der Verzweiflung zu bringen. Außerdem hat es manchmal den Anschein, als ob man sich zu sehr auf die Taten eines Stefan Wopperer verlässt. Das ist für ein ausgewogenes Landesligateam in der Summe aber deutlich zu wenig.
Ist Münchberg im Stande sein Potential abzurufen, verfügt man über deutlich mehr Ausgeglichenheit. Wenn dann ein Linkshänder wie Jakub Skvaril endlich besser ins Spiel mit einbezogen wird, die Aktionen dadurch noch breiter angelegt werden können, wird auch der personell gut bestückte TVM-Angriff wieder zu alter Durchschlagskraft zurückfinden.
Dazu bedarf es auch, dass ein Vit Kalas langsam wieder in die Spur kommt. Torsten Krauß, Jan Lad waren diesmal treibende TVM-Kräfte. David Mayer und Stefan Müller ergänzten sich hervorragend am Kreis. Anscheinend ist es der „dritte Frühling“ von TVM-Allrounder Christoph Bär, der mit Abstand zum besten Feldspieler wurde.
So bog der TVM mit einem geschlossenen Auftritt auf die Zielgerade ein. Dabei schraubte er mit beeindruckendem Kombinations-Handball das Ergebnis von 21:14 auf 26:15 hoch, wobei der Gast in dieser Phase schon so etwas wie einen Hauch von Auflösungerscheinungen zeigte. War in vielen der zurückliegenden direkten Aufeinandertreffen ganz anders. Diesmal nicht. Gut für die Grün-Schwarzen, die nun endlich auf dem Papier stehen. Im Endeffekt stand der ungetrübten Freude aber die schwere Verletzung von Daniel Schrepfer im Wege. Für den TV Helmbrechts, bei dem mit Abstrichen noch Berthold, Troßmann und Seuß gefielen, sollte es letztlich kein Beinbruch sein, denn immerhin war es letztlich „nur“ ein Auswärtsspiel. Die Punkte zum Klassenerhalt müssen in erster Linie in heimischer Göbel-Halle gesichert werden.
TV Münchberg – TV Helmbrechts 27:19 (15:8)
TV Münchberg: Cenk Uzun, Hurt (Tor); Oberländer (2), Kalas (2/1), Krauß (3), Schrepfer, Roßner, Christoph Bär (9/4), Mayer (3), Jan Lad (5), Skvaril (1), Müller (2).
TV Helmbrechts: Roch, Cudd (Tor); Benjamin Aust, Dominik Aust (1), Berthold (2), Müller, Sebastian Peetz, Troßmann (2), Wopperer (9/4), Seuß (3), Eckardt (1), Schenk, Christian Peetz, Frisch (1).
Schiedsrichter: Sabrina Kleinhenz / Lisa Wenzke (Garitz/Nüdlingen) leiteten ausgezeichnet
Zuschauer: 380
Zweitstrafen: Münchberg 4; Helmbrechts 6.
Spielfilm: 2:0, 3:2, 7:2, 9:6, 12:6, 15:8 (HZ); 15:10, 19:10, 19:13, 25:14, 26:15, 26:19, 27:19.