60 Minuten Rasse, Klasse, Spannung und eine schon fast dramatische Torfolge. Handballerherz, was willst du mehr? Das beantwortete die Schlußminute eindrucksvoll. Martin Lad, noch immer angeschlagen, sorgte für die Sahnehäubchen. Ohrenbetäubender Lärm unter den fast 300 Zuschauer, soweit sie Anhänger des TVM waren, nach 2 Anspielen, die die Extraklasse von Martin Lad untermauerten.
Wer dachte, dass der Kempatrick -zusammen mit Bruder Jan, der erneut zu den Aktivposten gehörte- nicht mehr zu toppen sei, wurde Sekunden später eines Besseren belehrt. Zum gegnerischen Kreis laufend passte Martin Lad hinter seinem Kopf weg zum mitgelaufenen Krauß, der mit einem tollen Tor einmal mehr bewies, dass er nicht nur deshalb zu den Korsettstangen der Grün-Schwarzen gehört.
Und dann war er unter Dach und Fach, der 8. Heimsieg in Serie mit der beeindruckenden Bilanz von 16:0 Punkten. Auch die HSG Fichtelgebirge musste nach Abpfiff neidlos anerkennen, dass ein Gegner in Münchberg weit über 100 % seines eigenen Leistungsvermögens bringen muss, um zu bestehen. Dabei bot die Spielgemeinschaft Marktredwitz/Wunsiedel über 40 Minuten eine Klassevorstellung und meldete berechtigte Ansprüche auf einen Auswärtserfolg an. Dieser wurde beim 15:18 immer deutlicher und die ersten in der Gymnasiumhalle bangten um den Heimnimbus.
Aber, was der TVM wirklich im Stande zu leisten ist wenn er zur Höchstform findet, dass musste der Liganeuling aus dem Fichtelgebirge in der Schlußviertelstunde ganz bitter am eigenen Leibe verspüren. Es wurde nach dem 19:19 eine Demontage für die Gäste, als sich die Hausherren mit einem 8:3 Lauf in einen Rausch spielten. War TVM-Keeper Florian Bär bereits in Halbzeit ein glänzender Vertreter seines Faches, so wuchs sein Partner Cenk Uzun über sich hinaus. Ganze 8 Treffer ließ er noch in Hälfte zwei zu, parrierte mehrfach spektakulär und zog bei zahlreichen Bällen, frei vom Kreis aus geworfen, den Gästen ein ums andere Mal den Zahn.
Aber nicht nur die beiden Münchberger Torsteher, auch die beiden Youngster Sebastian Goller und Simon Oberländer bewiesen erneut ihre Devensivqualitäten. Oberländer konnte sich sogar mit 2 souverän verwandelten Konter in die Torschützenliste eintragen. Und da war noch Christoph Schulz. Diesmal zwar ohne Treffer, trug er mit einer exzellenten Vorstellung im Defensivbereich maßgeblich dazu bei, dass den Gästen ab Mitte der zweiten Hälfte im Angriff fast nichts mehr gelang.
Trotzdem war es ein hartes Stück Arbeit für den Ligadritten, der mit diesem Erfolg und der Winkelhaider Niederlage in Partenstein wieder auf 3 Punkte an den Relegationsplatz herangerutscht ist. Fichtelgebirge mit dem Sieg gegen den Spitzenreiter Sulzbach/Rosenberg im Rücken legte los wie die Feuerwehr. Doch Münchberg bot dank Florian Bär, der viermal in Folge parrierte, Paroli und zog über 5:2 auf 9:4 davon. Danach nahm Gästetrainer Markus Depolt eine Auszeit, stellte sein Team um und damit besser auf den Gegner ein. Die Folge, Marktredwitz/Wunsiedel bestimmte fortan die Szenerie. Angetrieben von Rieß, Schöffel, Flasche und Birner bot der Gast eine mehr als gleichwertige Vorstellung.
Einzig der hochgelobte Martin Kovar kam über Standhandball nicht hinaus und konnte seine Vorschusslorbeeren nur ansatzweise unter Beweis stellen. Genau wie Vit Kalas beim Gastgeber, der eines seiner schlechtesten Spiele in dieser Saison ablieferte und lediglich in der Schlußphase mit 2-3 Krachern aus dem Rückraum noch einige Akzente setzte. So mogelte sich der Gast bis fast Mitte der zweiten Hälfte immer aus einer Führung heraus so langsam der erhofften Sensation -sprich Münchberger Heimniederlage- entgegen.
Bis, ja bis zur geschilderten Schlußphase, als sich plötzlich wieder sämtliche Trümpfe in Münchberger Hand befanden. Wie man damit umgeht, bewiesen die Grün-Schwarzen eindrucksvoll und fügten dem Gast eine vom Spielverlauf her noch schmerzliche Niederlage zu. Die HSG Fichtelgebirge wird sicherlich daraus ihre Lehren ziehen und das nicht nur im sportlichen Sinne, denn was sich nach dem Schlusspfiff an schrecklichen Szenen abspielte sollte nicht ausgeblendet werden.
Der Gästespieler Flasche beschimpfte den Münchberger Hallensprecher aus unerfindlichen Gründen mit den Worten "DU SCHEIß HALLENSPRECHER!!" und schlug ihm mit der Hand ins Gesicht, sodass seine Brille zu Bruch ging. Solche Taten sind schockierend, unentschuldbar und haben auch bei noch so emotional geführten Derbys absolut gar nichts verloren.
Münchberg dagegen schwimmt weiter auf der Welle des Erfolges und sitzt nun dem Spitzenduo als Anführer des Verfolgerfeldes weiter dicht im Nacken.
TV Münchberg – HSG Fichtelgebirge 27 : 22 (12 : 14)
TV Münchberg
Florian Bär, Cenk Uzun (Tor);
Oberländer (2), Kalas (5/1), Goller, Mayer, Krauß (6), Wilferth (1), Schulz, Christoph Bär (6/3), Martin Lad, Jan Lad (7).
HSG Fichtelgebirge
Brosko, Gruber (Tor);
Burger, Rieß (6), Stefan Tröger (1), Berger, Bralic, Birner (3), Schöffel (3), Flasche (4), Wippenbeck (2), Hartmann (1), Kovar (2).
Schiedsrichter: Binneweiß (Rimpar); Weschenfelder (Würzburg) leiteten sicher und hielten kosequent ihre Linie
Zuschauer: 2 8 0
Zeitstrafen: Münchberg 1; Fichtelgebirge 5.
Spielfilm: 0:2, 5:2, 7:3, 9:4, 10:8, 12:11, 12:14, 14:16, 15:18, 19:19, 24:20, 25:22, 27:22.