Der Winter nahm auch Einfluß auf den Start der Handballer ins Spieljahr 2017. Doch diese Landesligapartie hätte mehr als nur 110 Zuschauer verdient gehabt. Die, die da waren, brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen. Die, die verhindert waren, versäumten ein Offensivspektakel allererster Sahne. Beide Sturmreihen brannten ein Feuerwerk ab und ließen dabei die jeweilige generische Abwehr inklusive Torsteher meist schlecht aussehen.
Sicherlich hatten beide Kontrahenten mehrmals die Gelegenheit, die Vorentscheidung für sich in die Wege zu leiten. Doch versäumten es beide Mannschaften, den Sack im richtigen Moment zuzuschnüren. So ließen die Gäste beim 16:20 erstmals die Gunst der Stunde ungenutzt und gingen anstatt mit 5 Toren Vorsprung nur mit 3 Treffern Differenz in die Pause.
Noch schlechter erging es den Hausherren, die es nicht verstanden, in der Schlußphase erst aus einem 31:28 und kurz danach aus dem 33:30 den entscheidenden Nutzen zu ziehen. Besonders bitter, dass der nach 59:37 Minuten verwandelte Strafwurf durch Christoph Bär zum 36:35 noch immer nicht zum Sieg reichte. Der beste Spieler auf dem Hallenboden war der Regensburger Marcel Elgeti. Ihm gelang 3 Sekunden vor dem Abpfiff mit seinem 12. Treffer der verdiente Ausgleich. Verdient auch deshalb, weil beide Teams aufgrund ihrer hervorragenden Angriffsleistungen mit dem Remis unterm Strich bestens bedient waren. Ein Verlierer hätte auch nicht zu diesem Match gepasst.
Gleich nach dem Anpfiff zogen die Gäste das erste Trumpfass aus dem Ärmel. Wechselweise und sehr geschickt, nahmen sie mit direkter Manndeckung zwei Münchberger Stürmer mehr oder weniger aus den Aktionen heraus. Trotzdem kamen die Gastgeber damit verhältnismäßig gut zurecht und gingen ihrerseits 4:2 in Führung. Womit die Grün-Schwarzen überhaupt nicht oder nur sehr unzureichend zurecht kamen, war die Tatsache, dass die Oberpfälzer vom Anpfiff weg in Überzahl agierten. Sie setzten über die komplette Spielzeit die neue Regel um. Nahmen bei eigenem Ballbesitz den Torhüter heraus und ersetzten diesen durch einen siebten Feldspieler.
Zudem spielte Regensburg die Überzahl geschickt aus und gab den Seiferth-Schützlingen damit gleich mehrmals eine Nuss zum Knacken. Kam der TVM trotzdem in Ballbesitz, was eher selten war, schaffte er es nicht, die Kugel im dann meist leeren Gästegehäuse zu versenken.
Und genau das wurde in Halbzeit zwei anders. Die Gäste kamen vielleicht mit einer Portion zu viel Selbstbewustsein aus der Kabine zurück. Schnell wurde ihnen das eigene System zum Verhängnis. Trotz Anwurf Regensburg luchsten die Hausherren der SG in nur 93 Sekunden dreimal die Kugel ab. Zweimal Jan Lad und einmal Torhüter Lukas Hurt lauteten die Schützen zum 20:20 und damit war wieder Spannung in der Partie.
Und die erhöhte sich. Mit teilweise herrlichen Treffern setzten weiterhin die Angriffsreihen die Akzente. Zwar streuten jetzt die Keeper (auf TVM Seite inzwischen Lukas Hurt) immer öfter gute Abwehrparaden dazwischen, doch behielten die Stürmer meist weiterhin die Oberhand. Trotzdem übernahmen mit zunehmender Spieldauer die Schützlinge von TVM-Trainer Christian Seiferth die Dominanz.
Vielleicht auch deshalb, weil beim Gast aufgrund des kräftezehrenden Spiels die Aktionen an Dynamik verloren. Plötzlich hatte Münchberg wieder alle Trümpfe in der Hand. Regensburg dachte auch dann noch nicht daran, den Keeper irgendwann einmal bei eigenem Ballbesitz im Tor zu lassen. Kassierte deshalb auch 5 Gegentreffer ins leere Gehäuse. Doch auch diese und die Tatsache, dass eine 33:30 Führung aufgrund technischer und taktischer Undiszipliniertheiten regelrecht verschenkt wurde, ermöglichte dem Gast mit dem vorletzten Wurf den verdienten Ausgleich.
Spektakulär und ohne Videobeweis leider nicht genau nachzuvollziehen, war die allerletzte Szene dieser hochdramatischen Begegnung. 36:36, Anwurf Münchberg. Direktwurf auf´s leere Tor. Fußabwehr eines Gästespieler und dadurch Verhinderung des möglichen TVM-Siegreffers. Die nicht immer ganz sattelfesten Damen in Schwarz zogen sich damit aus der Affäre, indem sie die Schlußsirene vor der Fußberührung gehört haben wollten. Tatsachenentscheidung und damit Basta!
TV Münchberg – SG Regensburg 36:36 (17:20)
TV Münchberg
Cenk Uzun, Hurt – 2 Treffer (Tor);
Kosmehl, Kalas (5/2), Baumgärtel (8), Krauß (1), Schrepfer, Kral (2), Winterstein (3), Christoph Bär (3), Mayer, Jan Lad (6), Müller (6).
Schiedsrichter: Christine Büttner; Jenifer Kronschnabel (Stadeln/Lichtenau) leiteten ordentlich
Zuschauer: 110
Zeitstrafen: Münchberg 3; Regensburg 4.
Spielfilm: 4:2, 4:5, 7:6, 9:10, 14:13, 15:18, 16:20, 20:20, 24:22, 27:25, 31:28, 33:30, 34:34, 36:35, 36:36.