Die Neutralen unter den knapp 300 Fans hatten den meisten Spaß an diesem abwechslungsreichen und bis zur letzten Sekunde spannenden, teilweise sogar hochdramatischen Derby. Die Anhänger beider Lager durchschritten ein Wechselbad der Gefühle mit tragischem Ausgang für die Gäste. Noch 4 Sekunden auf der Hallenuhr und Strafwurf für die Spielgemeinschaft Wunsiedel/Marktredwitz. Jetzt ein Treffer, dann hätte es tatsächlich das im Vorfeld prognostizierte und in diesem Fall auch tatsächlich hochverdiente Remis gegeben.
Aber wie so oft in ähnlichen Situationen wurde ausgerechnet der beste Gästewerfer Johannes Wippenbeck zur tragischen Figur. Nachdem Erik-Ludwig Hammer nach 3 souverän verwandelten Strafwürfen zweimal am überragend reagierenden TVM-Keeper Cenk Uzun gescheitert war, lief die Suche nach einem Verantwortlichen für den vermeintlich letzten Wurfes des Spieles. Respekt, dass sich Wippenbeck in dem Moment das Spielgerät nahm, um es dann letztlich übers Tor zu werfen.
Wie ein Häuflein Elend saß Wippenbeck, der die Partie fast im Alleingang für sein Team entschieden hätte, minutenlang mit hängendem Kopf am Boden. Auf der anderen Seite führten die Gastgeber regelrechte Freudentänze auf, hatten sie doch in unnachahmlicher Weise einen 6-Tore-Rückstand noch umgebogen.
War es diesmal Vit Kalas, der aus der Distanz einen Strahl nach dem anderen im Winkel versenkte, so hatte dieser TVM-Sieg dennoch einen anderen Namen. Torsten Krauß!! Nach monatelanger Verletzungpause wollte er diesmal seine ersten Gehversuche unternehmen. Doch beim 17:20 schenkte ihm Trainer Christian Seiferth das Vertrauen – mit Recht! Mit einem lupenreinen Hattrick riß er sofort das Geschehen an sich und ab diesem Moment spielten die Grün-Schwarzen so beigeisternd auf, wie sie in der Vorsaison letztlich bis auf Rang zwei hochkletterten.
Es war überragend wie Krauß sofort die Fäden zog und gleichfalls in die Vollstreckerrolle rutschte. Hinzu kam, dass nach seiner Erkrankung auch Kral wieder fit war und Oberländer seinen Auslandsaufenthalt noch um 2 Wochen verschieben konnte. Doch bis die Punkte in Münchberg unter Dach und Fach waren, mussten die Grün-Schwarzen ganz steiniges Gelände durchschreiten.
Die Gäste setzten von Beginn an Akzente und überrumpelten mit ihrem schnellen Angriffsspiel und platzierten Distanzwürfen die Hausherren. Prompt stand es 1:4 und ab diesem Moment agierten die Fichtelgebirgler meist aus einer 3-4 Tore-Führung heraus. Münchberg traf nicht und das hatte mindestens 2 Gründe. Einer davon, dass die TVM-Außen einfach zu viel liegen ließen. Es war auch mit Wurfpech oft nicht mehr zu entschuldigen, wieviel freie Würfe von beiden Außenseiten regelrecht versemmelt wurden. Und das war gegen Rothenburg und in Auerbach nicht anders, muss sich aber wieder ändern.
Der zweite und ausschlaggebende Grund warum Münchberg nicht auf die Anzeigetafel fand, war HSG-Keeper Miroslav Brosko. Mit einer Serie von Glanzparaden nagelte er seinen Kasten zu. So brachte er die TVM-Stürmer nicht nur zur Verzweiflung, er legte auch den Grundstein für eine souveräne 1. HSG-Halbzeit mit ebensolchem klaren Vorsprung. 10:15 zur Pause, das war ein Pfund mit dem man wuchern konnte.
Vielleicht lag in dieser Führung auch das Gefühl, des zur Pause schon fast sicheren Auswärtserfolges. Doch Gefühle können trügen, vor allen dann, wenn sich das Geschehen auf dem Parkett beginnt zu drehen. Nach und nach verkürzte der TVM den Rückstand und wäre vielleicht noch früher und schneller zum Ausgleich gekommen, wäre nicht zweimal Jan Lad -für ihn eigentlich völlig untypisch- beim Konterspiel Stürmer gegen Torwart am Gästekeeper hängen geblieben.
Phasenweise wurde es ein Match der Torjäger Kalas gegen Wippenbeck, das zahlenmäßig zwar an den Gast ging, aber ohne zählbaren Gesamterfolg. Und diesen verhinderte nicht nur Torsten Krauß, sondern ein sich immer mehr steigernder Cenk Uzun im TVM-Gehäuse, der in der Schlußphase einige ganz entscheidende Bälle parierte.
So gelang Stefan Baumgärtel mit dem einzigen Tor auf Linksaußen in dieser Begegnung das 21:20 nach 48:52 Minuten. Von da an nahm der Krimi seinen 11-minütigen Verlauf bis zum geschilderten tragischen Ausgang aus Gästesicht. Führung Münchberg – Ausgleich Fichtelgebirge, so lief die Endphase mit letztlich einem glücklichen Ausgang für die Grün-Schwarzen. Unter der Leitung des überragenden Schiedsrichtergespanns aus Unterfranken hatten sich die Hausherren aufgrund ihrer kämpferischen Einstellung den knappen Erfolg aber allemal verdient.
Damit ist mit 4:4 Punkten den Schützlingen von Christian Seiferth erst einmal der Sprung ins Mittelfeld gelungen. Obwohl mit 2:6 Zählern erst einmal hinten gelandet, werden dies auch die Gäste unter ihrem neuen Trainer Ingo-Ludwig Hammer versuchen. Sie haben allerdings am kommenden Wochenende Tabellenführer Rothenburg zu Gast und damit eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. Für den TVM führt ein keinesfalls leichterer Weg nach Lauf/Heroldsberg, doch mit der Rückkehr von Leistungsträgern werden sicherlich auch die Probleme weniger.
TV Münchberg – HSG Fichtelgebirge 26:25 (10:15)
TV Münchberg
Cenk Uzun (Tor);
Oberländer (1), Kalas (9/3), Baumgärtel (1), Polzer, Krauß (5), Sammet, Kral (2), Winterstein, Christoph Bär, Mayer (1), Jan Lad (5), Müller (2).
HSG Fichtelgebirge
Brosko, Gruber (Tor);
Berger, Hammer (3/3), Burger (1), Bralic (2), Flasche (4), Wippenbeck (11), Stryc (1), Tröger (1), Habedank, Hartmann, Ruckdäschel (1), Birner (1).
Schiedrichter: Johannes u. Maximilian Frosch (Mainfranken/Bergtheim) leiteten unauffällig und souverän
Zuschauer: 280
Zeitstrafen: Münchberg 4; Fichtelgebirge 3.
Spielfilm: 0:1, 1:4, 4:8, 7:8, 7:11, 8:14, 10:16, 13:16, 14:18, 17:19, 19:20, 21:20 bis Ende jeweils Führung/Ausgleich.