Knappes, aber umso aussagekräftigeres Fazit nach dem Schlagerspiel in der Landesliga Nord: Die Handballer des TV Münchberg mischen um den Bayernligaaufstieg noch, oder gerade jetzt erst recht wieder mit! Nach der überraschenden Niederlage des bisherigen Zweiten Regensburg bei der HSV Hochfranken, schielt plötzlich wieder ein Fünferfeld auf den Relegationsrang zwei. Regensburg, Ismaning und Münchberg mit jeweils 15 Minuspunkten und deren 17 weisen aktuell der TSV Rothenburg und die HSG Lauf/Heroldsberg auf.
Vielleicht kam den Hausherren entgegen, dass im Spitzenspiel auch die Mittelfranken auf 2 Leistungsträger verzichten mussten. Doch soll dies die Leistung der Gastgeber keinesfalls schmälern. Vielleicht gehört aus Münchberger Sicht in der momentanen Situation sogar eine Portion Galgenhumor dazu, um sich den Anforderungen im Spitzenkampf zu stellen.
Als wären die Grün-Schwarzen nicht schon ausreichend damit bestraft, indem mit Torsten Krauß, Tobias Sammet und Stefan Müller 3 Topleute verletzungsbedingt derzeit nicht zur Verfügung stehen, gesellte sich just vor diesem Match mit Christoph Bär ein weiterer Leistungsträger -ebenfalls verletzt- hinzu. Was die Hausherren unter diesen Umständen spielerisch und vor allem kämpferisch ablieferten, das hat etwas mit Anstand, Ehre, Charakter und Moral zu tun.
Diesen glänzenden Auftritt, mit der Anzahl an Ausfällen von Leistungsträgern, hatten nur die wenigstens, den Sieg schon fast keiner den Schützlingen von TVM-Trainer Christian Seiferth zugetraut. Und dieser war sich nicht zu schade, selbst noch einmal das Trikot überzustreifen und seine Erfahrung für einige Momente auf dem Parkett mit einzubringen.
Münchberg war von Beginn an präsent, konnte aber trotzdem nicht verhindern, dass die Gäste fast ständig aus einer knappen Führung heraus agierten. Elanvoll und läuferisch überlegen, wirbelten die HSG die TVM-Abwehr etliche Male gewaltig durcheinander. Die Zwischenstände vom 4:7 bis zum 8:10 gingen verdient an den Gast. Danach stellte sich die TVM-Abwehr besser auf die gegnerischen Stürmer ein, zudem hielt TVM-Keeper Cenk Uzun einige wichtige Bälle und schon drehte sich das Geschehen.
Oberländer und Kalas sorgten für die 11:10-Führung, die wenig später aber nochmals egalisiert wurde. Mit einem Dopppelschlag sorgte danach Kral für den erstmaligen Münchberger 2-Tore-Vorsprung. Und Kral war es auch, der nach seiner Verletzung Woche für Woche besser ins Spiel zurückfindet und in die Rolle der Führungsperson hineinwächst. Von seinen Ideen profitieren seine Nebenleute zunehmend, nicht zu vergessen, die zurückgekehrten Vollstreckerqualitäten. So setzte wenig später der erneut zuverlässige Stefan Baumgärtel mit dem 15:13 den Schlußpunkt unter eine abwechslungsreiche und spannende erste Hälfte.
Vor allem die Spannung wuchs mit fortschreitender Spieldauer immer mehr. Was nach dem 18:15 nach Vorentscheidung roch, wurde in den darauf folgenden 3 Angriffen genauso schnell wieder verspielt. Lauf/Heroldsberg glich erneut aus und das blieb über 18:18 bis zum 20:20 so. Gerade in dieser Phase hatte der bis dahin gute TVM-Torwart Cenk Uzun einige unglücklichere Szenen und machte seinen Arbeitsplatz für Lukas Hurt frei.
Der war gleich im Match und meisterte u.a. einen Strafwurf, was den Gastgebern die 2-Tore-Führung zurückbrachte. 13 Minuten Restspielzeit wurden ab dem 22:22 eine zähe und vor allem torarme Angelegenheit. Die Keeper auf beiden Seiten bestimmten die Szenerie. Freilich kam ihnen auch entgegen, dass den Stürmern beider Teams langsam die Puste ausging, sich zudem die technischen Fehler häuften.
Es wurde eine von Taktik bestimmte, kraftraubende Begegnung, vor allem für die Seiferth-Schützlinge. Auch als der -trotz einiger Fahrkarten- erneute überragende Vit Kalas das 24:22 erzielte, war die Partie noch nicht in trockenen Tüchern. Das geschah erst in den beiden Schlußminuten, als Jan Lad und David Mayer die ebenfalls einen engagierten Auftritt ablieferten, die Treffer 25 und 26 gelangen. Das 24. Gästetor ging im TVM-Jubel unter.
Dieser Jubel nach einer taktischen und spielerischen Meisterleistung wurde von lang anhaltendem Beifall der begeisterten Fans begleitet. Den Gedanken, dass am kommenden Samstag der Weg zum bereits feststehenden Meister und Bayernligaaufsteiger TSV Lohr führt, wo ca. 500 – 700 Zuschauer wie eine Wand hinter der Heimmannschaft stehen, wollte man im Moment der Glückseligkeit sicherlich verdrängen.
TV Münchberg – HSG Lauf/Heroldsberg 26:24 (15:13)
TV Münchberg
Cenk Uzun, Hurt (Tor);
Oberländer (1), Kalas (10/4), Baumgärtel (3), Kosmehl, Schrepfer, Polzer, Kral (6), Winterstein, Seiferth, Breuherr, Mayer (3), Jan Lad (3).
Schiedsrichter: Drummer / Herpolsheimer (Erlangen) boten die gewohnt souveräne Leistung
Zuschauer: 145
Zeitstrafen: je 3.
Spielfilm: 0:1, 2:2, 4:3, 4:7, 6:8, 8:10, 11:10, 12:12, 16:13, 18:15, 18:18, 22:20, 22:22, 24:22, 26:24.